Buchvorstellung „Grenzschicksale – als das Grüne Band noch grau war“

Über 70 Gäste waren zur Buchvorstellung ins Heimatmuseum gekommen.

Buchpräsentation mit Zeitzeugengespräch am 4. November im Heimatmuseum Abbenrode: Bewegende Einzelschicksale werden vorgestellt.

„Grenzschicksale. Als das Grüne Band noch grau war“ ist der Titel des neuen Buches über das Leben an der innerdeutschen Grenze. Die Autorin, die Journalistin Ines Godazgar aus Halle, stellte es in Rahmen einer Lesereise durch Sachsen-Anhalt am Samstag, 4. November 2023 auch im Heimatmuseum Abbenrode (Landkreis Harz), Im Winkel 5, 38871 Abbenrode, vorstellen. Mit dabei sind mehrere Zeitzeugen.

Das Buch stellt auf knapp 600 Seiten 30 Menschen vor, für die das Leben an und mit der Grenze zum Schicksal wurde. Es ist aufwändig gestaltet und reich mit Farb- und Schwarzweißfotos illustriert. Herausgegeben wurde der Band von Kai Langer, dem Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, Birgit Neumann-Becker, der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, und Mai Reichel, dem Direktor der Landeszentrale für politische Bildung. Das Buch ist im Moment vergriffen. Der Verlag denkt über eine 2. Auflage 2024 nach.

Information zum Buch

Ines Godazgar: Grenzschicksale. Als das Grüne Band noch grau war. Hg. v. Kai Langer, Birgit Neumann-Becker und Maik Reichel. Wettin-Löbejun: Verlag Janos Stekovics. 592 Seiten. Fest- einband. 32,00 EUR. ISBN: 978-3-89923-450-3.

Entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, wo früher Stacheldraht und Grenztürme die Freiheit der Menschen beschnitten, erstreckt sich heute das Grüne Band. Dieses ehemalige Grenzgebiet ist inzwischen zu einer Oase für Pflanzen, Tiere und Menschen geworden.

In diesem Buch erzählen 30 Zeitzeugen von ihrem Leben an und mit der früheren deutsch-deutschen Grenze. Die Geschichten bestechen durch ihre Nahbarkeit: Sie sind naturgemäß häufig erschreckend, brutal oder tragisch, mindestens so oft aber auch bewegend, detailreich und spannend, oft sogar klug und weise.

Die Schilderungen zeigen, wie stark die deutsche Teilung in das persönliche Leben und Arbeiten der Menschen hineinwirkte. Aber auch, wie unterschiedlich die Menschen mit dieser lange als unabänderlich geltenden Grenze umgingen. Die Erinnerungen addieren sich so zu einem Kaleidoskop der Schicksale links und rechts des Eisernen Vorhangs. Sie sollen die Vorstellung nachgeborener Generationen von einer Epoche der deutschen Geschichte bereichern, die bis in die Gegenwart nachwirkt.

Beispiele für im Buch geschilderte Schicksale

Karin Schmidt, geboren 1965 in Halle, sehnte sich schon als Kind nach der großen weiten Welt. Als Jugendliche schmiedete sie Fluchtpläne und gelangte schließlich 1987 mit einem Trick über China in den Westen. Im Anschluss reiste sie jahrelang um den Globus. Den Fall der Berliner Mauer erlebte sie in Taiwan.

Rainer Orlowski, geboren am 20. Mai 1941 im schlesischen Ort Gnadenfrei, kam nach dem Bergbau- Studium nach Harbke, wo er im örtlichen Tagebau zunächst für die technische Sicherheit zuständig war. 1986 wurde er Werkdirektor. Den grenzüberschreitenden Abbau von Braunkohle hat er aus nächster Nähe erlebt. Sein Alltag war geprägt von staatlicher Kontrolle, aber auch von Pragmatismus. Denn die innerdeutsche Grenze musste im Tagebau zeitweise verschoben werden.

Lothar Engler, geboren am 27. März 1955, ist im direkt an der Grenze gelegenen Ort Lochtum in Niedersachsen aufgewachsen. Weil er seine Heimat nicht verlassen wollte, heuerte er beim Bundesgrenzschutz an. Nach der Wende gründete er 2013 den Grenzerkreis Abbenrode, ein Zusammenschluss von ehemaligen Zöllnern, Bundesgrenzschützern und Angehörigen der DDR-Grenztruppen. Das gemeinsame Ziel: Die Erinnerung an die Teilung wachzuhalten.

Ute Juschus, geboren 1945 in Groß Grabenstedt, musste zusehen, wie ihre Heimat systematisch zerstört wurde. Die Zwangsaussiedlung der dort lebenden Großbauern markierte 1952 einen Wendepunkt. Die Lage des einstmals prosperierenden Altmarkdorfs in unmittelbarer Nähe zur Demarkationslinie galt nun als Sicherheitsrisiko. Er verschwand zunehmend von der Landkarte und aus dem Leben seiner Bewohner, die mit der Schleifung des Ortes auch ihre Heimat verloren.

Autorin Ines Godazgar (re.) konnte auch drei Zeitzeugen, die im Buch über ihre Erinnerungen berichten, begrüßen. Im Bild Ursula Breustedt, geb. Säuberlich und Lothar Engler sowie Andreas Weihe (nicht im Bild)
Artikel GZ vom 6. November 2023
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