Vor 80 Jahren wurde am 10.04.1945 die Muna (Munitionsanstalt) im Schimmerwald bei Abbenrode in den Abendstunden gesprengt.
Warum das Erinnern so wichtig ist!
Am 8. Mai wird der 80. Jahrestag des Endes des 2. Weltkrieges und der Befreiung von der Nazidiktatur begangen.
Für Abbenrode und die umliegenden Nordharzer Orte war der Krieg mit einem, im wahrsten Sinne des Wortes, großen Knall schon durch die Sprengung der Muna am 10. April bzw. am 11. April 45 mit der Ankunft der amerikanischen Soldaten zu Ende gegangen. Aus diesem Anlass hatte der Heimatverein Abbenrode zu einer Erinnerungsveranstaltung am Sonnabend ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen.
Über 130 geschichtsinteressierte Zuhörer folgten der Einladung des Heimatvereins Abbenrode.
Nach der Begrüßung und Einführung zum Thema durch Vereinschef Andreas Weihe wurde ein 40-minütiger Film über die Entstehung der Muna 1936 und ihr Ende am 10.04.1945, der Bombenräumung 2001 bis 2002 durch die Firma Tauber und 2012 durch die Fa. Schollenberger gezeigt. Für die Vorbereitung und Umsetzung des Films zeichnete sich Andreas Würz verantwortlich.
Gespannt verfolgten die Gäste die Filmdokumentation, in die auch noch nicht veröffentlichte Fotos und bisher nicht bekannte Informationen einflossen.
Im Anschluss kamen Zeitzeugen zu Wort, die ihre Erinnerungen an die Sprengung in ihren Wohnorten schilderten, so Günter Kasties aus Bad Harzburg (Jahrgang 1936). Als damals 9-jähriger Junge konnte er sich noch gut an die Ereignisse erinnern und auch an die Schäden, die es im ca. 6 km entfernten Bad Harzburg gab. Margarita Heyer aus Abbenrode schilderte das Chaos und die Ängste vor der Sprengung während der überhasteten Evakuierung von Abbenrode.
Zur Sprache kam auch der entbehrungsreiche Marsch von Häftlingen aus dem Jugend-KZ Moringen bei Northeim, der zum Zeitpunkt der Sprengung am Abend des 10.04.1945 in Lochtum bzw. vor der Kirche Abbenrode zu Ende ging. Über 500 Jugendliche wurden am 6. April, 3 Tage vor der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner, auf einen entbehrungsreichen Evakuierungsmarsch Richtung Harz unter der Bewachung der SS geschickt. Dieser Marsch führte über Wolfshagen bis nach Lochtum und endete, mit der Ankunft von einigen Häftlingen vor der Kirche in Abbenrode, nachdem die SS-Schergen sich aus dem Staub gemacht hatten. Hans Joachim Bienert schilderte die Situation beim Durchmarsch der Häftlinge durch Vienenburg am 10.04.1945.
Ebenfalls wurde an die Sinnlosigkeit und die Folgen erinnert, die die Aufstellung des Volkssturms, die Bildung von „Werwolfgruppen“ und den Fanatismus in den letzten Minuten des Krieges im Nordharz hervorgebracht hat und dem viele junge Menschen noch zum Opfer fielen. Der über 20 Toten, die nach der Sprengung durch Unglücksfälle ums Leben kamen, wurde gedacht.
Die zurzeit durcheinander gewürfelte politische Lage in der Welt führt dazu, dass das Thema an Brisanz gewonnen hat. Besonders der heutigen Generation muss in Erinnerung gebracht werden, welches Leid lokale und auch globale Kriege nach sich ziehen. Die Zeit der Populisten, Geschichtsverdreher und Verleugner lässt uns auf eine unruhige Zukunft zu gehen.
Geplant ist, die gesamte vorliegende Geschichte der Muna und die damit verbundenen Kriegsereignisse im Nordharz in Form einer kleinen Broschüre ab 2026 herauszugeben. Über weitere Informationen zum Thema „Muna im Schimmerwald“ würde sich der Heimatverein freuen.
Eine kleine begleitende Ausstellung mit Fotos, Dokumenten und Fundstücken zog das Interesse der Gäste auf sich.
Andreas Weihe



